Die Liste der größten Städte der Welt (historisch) bietet einen Überblick über die Einwohnerzahl der größten städtischen Agglomerationen der Welt zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte. Die Städte sind mit ihrem Namen in der jeweiligen Epoche aufgeführt. Angegeben ist auch das zeitgenössische Staatsgebilde, in dem die Stadt zum Zeitpunkt der Statistik lag.
Anzumerken ist, dass es sich bei den Zahlen meist um Schätzungen einzelner Forscher handelt, die unter Umständen auch extrem variieren können.
Größte Städte der Welt um das Jahr 100
Im Jahr 100 stand das Römische Reich auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung. Römische Städte, vor allem solche im östlichen Mittelmeerraum, dominieren deshalb auch diese Liste. Andere Großmächte dieser Zeit waren die Han-Dynastie in China, das nordindische Kuschanreich und das Partherreich in Persien, deren Hauptstädte ebenfalls vertreten sind.
Größte Städte der Welt um das Jahr 500
Das 5. Jahrhundert stand in Westeuropa im Zeichen des Niedergangs des Weströmischen Reichs und mit ihm der städtischen Kultur. Die nachfolgenden germanisch-christlichen Königreiche waren wesentlich weniger urban, die römischen Städte wurden aufgegeben oder schrumpften auf wenige Prozent ihrer früheren Größe.
Die östliche Hälfte des Reichs kam erheblich besser durch die Krise, die noch recht junge Hauptstadt Konstantinopel wuchs sogar zur größten Stadt der Welt heran. Auch die älteren Metropolen Alexandria und Antiochia blieben bedeutende Zentren der christlichen Welt.
Trotz instabiler politischer Lage wuchsen auch viele chinesische Städte zu erstaunlicher Größe heran. Und Amerika besaß mit der Metropole Teotihuacán erstmals eine der größten Städte des Planeten.
Größte Städte der Welt um das Jahr 1000
Das Jahr 1000 fällt ins Goldene Zeitalter des Islam. Muslimische (meist arabisch- oder persischsprachige) Städte dominieren die Liste. Die christliche Welt ist nur durch das Byzantinische Reich, das katholische Westeuropa gar nicht vertreten.
Die Forschung ist sich uneinig, welche Stadt damals die größte der Welt war. George Modelski nennt die Kalifenhauptstadt Bagdad mit zwei unterschiedlichen Einwohnerzahlen (1,2 bzw. 1,5 Millionen). Tertius Chandler schätzt für Bagdad nur etwa 1/10 dieser Zahl und sieht den konkurrierenden Kalifensitz im damals arabisch-islamischen Córdoba mit etwa 450.000 Einwohnern auf Platz 1. Ian Morris sieht Córdoba (allerdings nur mit der Hälfte dieser Bewohnerzahl) als größte Stadt im Mittelmeerraum, findet die weltgrößte Stadt jedoch weit entfernt in der chinesischen Hauptstadt Kaifeng mit etwa 1 Million Menschen. In Südostasien blühte damals Angkor, eher ein Ballungsraum als eine einzelne Stadt. Chandler schätzt ihn auf 200.000 Einwohner, die Stadtanlage bot aber Platz für bis zu einer Million Menschen
Größte Städte der Welt um das Jahr 1500
Im Jahr 1500 stand die Welt an einem der wichtigsten Wendepunkte ihrer Geschichte. 1453 war Konstantinopel von den Türken erobert worden. Europa war damit von den Handelsrouten nach Asien abgeschnitten und suchte Ersatz auf dem Seeweg. Dabei wurde 1492 versehentlich Amerika wiederentdeckt, was die umfangreichsten Eroberungen der Geschichte zur Folge hatte.
Die Hinwendung zu den Seewegen hatte einen Aufstieg der Städte und Staaten an der europäischen Westküste zur Folge. Der Mittelmeerraum, seit Jahrtausenden die führende Region des Kontinents, war nun ein Kriegsgebiet und erlebte einen heftigen Niedergang.
Das Osmanische Reich hatte sich als neue Weltmacht etabliert. 1516 wurde die Levante, 1517 Ägypten, 1535 der Irak und 1569 der Maghreb erobert. Konstantinopel wurde im 16. Jh. zur prachtvollen Hauptstadt ausgebaut und erlebte eine weitere Blütezeit.
Im Iran etablierte sich 1501 die Dynastie der Safawiden mit ihrer Hauptstadt Isfahan. In Indien wurde das Sultanat von Delhi 1526 durch das Mogulreich erobert, eines der mächtigsten Imperien der Weltgeschichte. Seine Metropolen Delhi, Agra und Lahore wurden zu Weltstädten. In China regierte seit dem Ende der Mongolenherrschaft 1368 die Ming-Dynastie, die ihre Hauptstadt 1421 nach Peking verlegte, das nun die größte Stadt der Welt war.
In Amerika standen die Reiche der Azteken und Inka auf ihrem Höhepunkt, nicht ahnend, dass die Spanier bereits in der Karibik gelandet waren. Das aztekische Tenochtitlan wurde 1521 völlig vernichtet und 1535 durch Mexiko-Stadt ersetzt, Cusco wurde 1533 erobert und verlor seine Bedeutung an das neugegründete Lima.
Größte Städte der Welt um das Jahr 1800
Im Jahr 1800 hatte die Welt bereits drei Jahrhunderte der Weltentdeckung und -unterwerfung durch die seefahrenden Nationen Westeuropas erlebt. Das eigentliche Zeitalter europäischer Weltherrschaft begann aber erst jetzt, durch die Industrielle Revolution. Bis Ende des Jahrhunderts geriet praktisch die ganze Welt unter europäische oder europäischstämmige Herrschaft.
Die nichtwestlichen Großmächte Asiens waren Europa in vielen Belangen bis hierher immer noch überlegen und dominieren deshalb auch die Liste der größten Städte der Welt. Nun begann jedoch ihr Niedergang. Das Osmanische Reich (Konstantinopel) wurde durch Gebietsverluste und Aufstände in Ägypten, Arabien und Südosteuropa immer mehr zum „Kranken Mann“. Die Zand-Dynastie (Schiras) im Iran war 1794 blutig von den Kadscharen (Teheran) gestürzt worden, die das Reich in den folgenden Jahrzehnten zugrunde richteten. Das indische Mogulreich (Delhi), eine frühere Supermacht, bestand nur noch auf dem Papier. Das japanische Tokugawa-Shogunat (Edo) existierte in selbstgewählter Isolation und Rückständigkeit. Die chinesische Qing-Dynastie (Peking) stand dagegen gerade auf dem Höhepunkt ihrer Macht, erlebte aber bald darauf eine beispiellose Demütigung durch immer aggressiver auftretende Westliche Mächte, die zum Zusammenbruch des Reichs führte.
Das Gegenteil geschah in Westeuropa und Nordamerika, wo durch Industrialisierung, globalisierten Handel, Bevölkerungswachstum und Landflucht Tausende schnell wachsende Industriestädte entstanden. Amerika stand erst am Anfang seiner Urbanisierung. Die größte Stadt der noch jungen USA, Philadelphia, hatte erst 70.000 Einwohner.
Ab den 1820er Jahren war London anstatt Peking die größte Stadt der Welt und behielt diesen Titel etwa 100 Jahre lang. Erstmals seit dem 17. Jh. (Konstantinopel) war damit wieder eine europäische Stadt Nr. 1 in der Welt, erstmals seit dem 12. Jh. (ebenfalls Konstantinopel) wieder eine christliche und erstmals seit 1½ Jahrtausenden (Rom) – zum zweiten Mal überhaupt – eine westeuropäische.
Die größten Städte der hier nicht aufgeführten Kontinente Afrika und Amerika, Kairo und Mexiko, lagen mit 186.000 bzw. 128.000 Einwohnern weit unter ihren spätmittelalterlichen Werten aus dem 14. bzw. 15. Jahrhundert.
Die größte Stadt im deutschsprachigen Raum war seit Jahrhunderten die kaiserliche Hauptstadt Wien, die jedoch um 1850 vom wesentlich schneller industrialisierenden Berlin überholt wurde.
Größte Städte der Welt um das Jahr 1870
Größte Städte der Welt um das Jahr 1910
Größte Städte der Welt um das Jahr 1950
Siehe auch
- Liste der größten deutschen Städte (historisch)
- Liste der größten Städte
- Liste der größten Metropolregionen der Welt
- Liste der Millionenstädte
Literatur
- Tertius Chandler: Four Thousand Years of Urban Growth. An Historical Census. Lewingston (NY) 1987, ISBN 0-88946-207-0.
- Jean-Claude Golvin: Metropolen der Antike. Theiss-Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1941-9.
- George Modelski: World Cities: -3000 to 2000. Faros, Washington 2003, ISBN 0-9676230-1-4.
- Ian Morris: Why the West Rules—For Now. Farrar, Straus and Giroux, New York 2010, ISBN 978-0-374-29002-3.
- Alfred Schinz: The Magic Square: History of Chinese City Planning. Axel Menges, Honolulu 1990, ISBN 3-930698-02-1.
Einzelbelege


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