Cordia Schlegelmilch (* 1952 in Magdeburg) ist eine deutsche Soziologin, Autorin und Fotografin, die vor allem durch ihre soziologische und fotografische Langzeitstudie über die Stadt Wurzen von 1990 bis 1996 bekannt wurde.

Leben

Cordia Schlegelmilch kam 1952 in Magdeburg zur Welt. Die Familie zog im selben Jahr nach Wilhelmshorst nahe Potsdam und lebte dort in der später als Peter-Huchel-Haus bekannt gewordenen Villa. Ihr Vater, damals angehender Richter, verließ mit der Familie 1955 die DDR. Schlegelmilch wuchs in München auf und besuchte dort von 1962 bis 1972 zunächst das Luisengymnasium und in den letzten Jahren das Maximiliansgymnasium.

Soziologie

Von 1972 bis 1977 studierte sie Soziologie am Fachbereich Philosophie und Sozialwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Bis Ende der 1980er-Jahre war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung in den Bereichen Arbeitsmarktpolitik und qualitative Biografieforschung. 1985 promovierte sie dort zur Arbeitsmarktsituation und den Perspektiven unterqualifiziert arbeitender Akademiker mit dem Titel Taxifahrer Dr. Phil. – Akademiker in der Grauzone des Arbeitsmarktes bei Martin Kohli und Wolfgang Streeck. Die Dissertation wurde 1986 mit dem Forschungspreis des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ausgezeichnet. Dann wandte sie sich der Fotografie zu, die sie mit ihren soziologischen Forschungsinteressen verband.

Fotografie

Von 1986 bis 1987 lernte Schlegelmilch in der Werkstatt für Photographie in Berlin-Kreuzberg, die 1976 in Berlin als Alternative zu traditionellen Ausbildungsstätten für Fotografie gegründet wurde. Sie besuchte Seminare an der Fotoschule „Fotografie am Schiffbauer Damm“ bei Ute Mahler (Bildagentur Ostkreuz) und bei der „Gesellschaft für Humanistische Fotografie“ (GfHF) und war von 1987 bis 1988 Assistentin von Bernd Kreutz in dessen Berliner Atelier für Architekturfotografie. Dort lernte sie den Umgang mit der Großformatkamera (Plattenkamera) Sinar F2 (4 × 5 inch) und fotografierte Bauobjekte für bekannte Immobilienfirmen und Bauträger.

In der Fotografie fand Schlegelmilch ihren Schwerpunkt in den Bereichen Architektur, Denkmalpflege, Restaurierungen, Baugeschichte, Kunst und Kunst am Bau. Sie wird vom Archiv für Kunst und Geschichte akg-images vertreten. Ihre Auftraggeber sind u. a. der Deutsche Bundestag, das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Museen und Galerien, Bauträger, Architekten und Ingenieure.

2023 wurde Cordia Schlegelmilch beim Fotowettbewerb vielfALT der BAGSO in der Kategorie „Das bin ich. Individuell im Alter“ mit dem ersten Preis ausgezeichnet und zum Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie berufen.

Wurzen-Studie

Die besondere Kombination von Soziologie und Fotografie wurden zur Grundlage ihrer langjährigen Gemeindestudie, die sie von 1990 bis 1996 mit finanzieller Unterstützung der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, der Deutschen Forschungsgemeinschaft Bonn und des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung Berlin in der sächsischen Stadt Wurzen östlich von Leipzig realisierte. Die Wurzen-Studie ist eine in dieser Form einzigartige Langzeit-Dokumentation einer sächsischen Stadt und ihrer Bewohner nach der Friedlichen Revolution 1989–1990. Schlegelmilch sammelte in ausführlichen Einzelgesprächen per Tonbandmitschnitt mehr als 170 erzählte Lebensläufe von Menschen unterschiedlicher Altersgruppen und Milieus in Wurzen, die aus ihrem persönlichen Alltag in der DDR und von den Veränderungen nach der Wiedervereinigung berichten. Ihre Fotografien, die zeitgleich in Wurzen entstanden, sind eine Sammlung von Moment-Aufnahmen des Übergangs vom „Nicht-Mehr“ zum „Noch-Nicht“ einer kleinstädtischen Gesellschaft.

Publikationen (Auswahl)

Ausstellungen (Auswahl)

  • 2001 Städtische Galerie am Markt, Wurzen, Ankunft in O-725 Wurzen. Fotografien 1990–1996
  • 2002 Fotografie am Schiffbauerdamm, Berlin, Bilder eines Jahres (Gruppenausstellung)
  • 2017 Fotogalerie Friedrichshain, Berlin, Ein Tag in Berlin – 30 Jahre danach (Gruppenausstellung)
  • 2017 Atelier Kirchner, Berlin, Bühne Bau – Gespräch mit Häusern
  • 2018 Freelens, Salon Wellenmaschine, Berlin, Borderline (Gruppenausstellung)
  • 2019 Städtische Galerie am Markt, Wurzen, Ausstellung und Buch, 30 Jahre friedliche Revolution. Eine Stadt erzählt die Wende (gefördert im Rahmen des Programms "Revolution und Demokratie" durch den Freistaat Sachsen)
  • 2020 Schloss Biesdorf, Berlin, B1 - eine Straße durch Berlin (Gruppenausstellung)
  • 2021 Haus Kupferhammer, Warstein, 30 Jahre friedliche Revolution – Eine Stadt erzählt die Wende – Wurzen 1989–1990
  • 2021 Museum im Stasi-Bunker Machern (bei Leipzig), Aufbruch und Erinnerung – Eine fotografische Reise in den Osten Anfang der 1990er Jahre
  • 2024 Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund in Berlin, „Endlich seid ihr da!“ Ein fotografischer Blick zurück in die 1990er Jahre in Sachsen

Weblinks

  • Literatur von und über Cordia Schlegelmilch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Website von Cordia Schlegelmilch
  • Die Wurzen Studie von Cordia Schlegelmilch
  • Fotografien von Kunst-am-Bau-Objekten im Auftrag des Bundes: https://www.museum-der-1000-orte.de/
  • Then & Now Photo Slider Wurzen 1990 und 2015 auf https://blog.ullsteinbild.de/

Einzelnachweise


BBR Meldungen Richtfest in der Wilhelmstraße

Füllhorn von O. Schlegelmilch Altersbestimmung limitierte Auflage

Vereinsgesichter Heute Cristina Schlegelmilch

32 Riegel Corny Milch Classic ab 10,78€ (statt 14€)

» Beton Baustelle Kalkhorster Autor Dr. Cordia Schlegelmilch (4)